Vortrag
06. May 2014
Siegfried Mattl Historiker, Wien
Ist Kunst politisch – wie politisch ist die Kunst?
Nicht erst seit Ai Wei Wei und Pussy Riots, die als explizite DissidentInnen
internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, bildet die Frage nach der politischen Rolle der Kunst einen wichtigen
Teil der ästhetischen Theorie. In den letzten Jahren haben vor allem die Ausführungen des französischen Philosophen und Historikers
Jacques Rancière Beachtung gefunden. Ausgehend von der Romantik über die Konzepte des deutschen Werkbundes bis zu den Neo-Avantgarden
stellt Rancière die modernen Künste in einen expliziten gesellschaftlichen Rahmen: Was, so Rancière, stellen die Künste dem
dauernden gesellschaftlichen Konflikt um Sichtbarkeit und Vernehmbarkeit von gesellschaftlich marginalisierten Gruppen und
Milieus bei? Ausgangspunkt Rancières ist die Überlegung, dass die Künste jenes Terrain bilden, auf dem grundlegend festgelegt
wird, welche Äußerungsformen in einer Gesellschaft als legitim erachtet werden und welche nicht. Den Künsten kommt eine entscheidende
Funktion bei der „Aufteilung des Sinnlichen“ zu – kurz gesagt: sie können mit der Öffnung neuer Wahrnehmungsbereiche auch
neue Öffentlichkeiten schaffen. Mit der Benennung sogenannter (geschichtlich wechselnder) „Regime der Kunst“ verbindet Rancière
aber gleichzeitig die Absage an die Vorstellung, die Künste wären autonom und dauerhaft politisch. Sein Anliegen ist vielmehr
auf die zeitlichen Besonderheiten und Umstände aufmerksam zu machen, in denen die Künste ihr politisches Potential verwirklichen
können.
Als Hinweis: Jacques Rancière: Die Aufteilung des Sinnlichen. Die Politik der Kunst und ihre Paradoxien, Berlin 2006 (b_books)
Siegfried Mattl ist Historiker mit den Schwerpunkten Stadt-, Kultur- und Mediengeschichte, wissenschaftlicher Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft/Cluster Geschichte und Dozent am Institut für Zeitgeschichte der Uni Wien. U.a. Mitherausgeber (gem. mit Drehli Robnik/Thomas Hübel) von „Das Streit-Bild: Zu Film, Geschichte und Politik bei Jacques Rancière, Wien 2010.
http://geschichte.lbg.ac.at/
Als Hinweis: Jacques Rancière: Die Aufteilung des Sinnlichen. Die Politik der Kunst und ihre Paradoxien, Berlin 2006 (b_books)
Siegfried Mattl ist Historiker mit den Schwerpunkten Stadt-, Kultur- und Mediengeschichte, wissenschaftlicher Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft/Cluster Geschichte und Dozent am Institut für Zeitgeschichte der Uni Wien. U.a. Mitherausgeber (gem. mit Drehli Robnik/Thomas Hübel) von „Das Streit-Bild: Zu Film, Geschichte und Politik bei Jacques Rancière, Wien 2010.
http://geschichte.lbg.ac.at/
Info
Rustenschacherallee 2-4, 1020 Wien