Vortrag10. Dezember 2013
Daniela Zyman Kuratorin, Wien
Institution als Produzentin
Längst reicht die traditionelle Begriffstriade Sammeln, Bewahren, Vermitteln nicht mehr aus, um das Aufgabenfeld der gegenwärtigen Kunstinstitution zu beschreiben. In allen Bereichen sprengen neue Herausforderungen und Funktionen die traditionellen Aufgabengebiete und schaffen so völlig neue Institutionsmodelle. Mit Institution als Produzentin entlehnen wir einen Begriff aus der Wirtschaft, nämlich der Warenherstellung, um den Blick zu schärfen. Wie auch andere operative Begriffe des neuen Diskursjargons stellt der Produzentinnenbegriff die Nähe zwischen Kunstwerk und Ware (commodity) verstärkt her. (Künstlerische) Arbeit statt Werk, Praxis statt Beschäftigung, Leistung, Produktion statt Schaffen all diese Neologismen zeigen auf, wie und in welcher Weise die KünstlerIn zur ProduzentIn mutiert, sich ihre Arbeit in den warenartigen Kreislauf (circulation) der Präsentation, Vermarktung, des Vertriebes einschreibt und dies von jenen Institutionen mitgetragen wird, die dieses Leistungs- und Performanzprinzip mittragen im speziellen Galerien, Kunsthallen und SammlerInnen. Während das künstlerische Werk handfertig und abseits von Außenbestimmungen von einem Künstler (im seltensten Fall einer Künstlerin) geschaffen wurde und den Autonomiebegriff seines Schaffens begründete, ist die künstlerische Arbeit im 21. Jahrhundert Schauplatz konvergierender Interessen und bevölkert von diversen Akteuren. Die ProduzentInnenkünstlerIn verwaltet und verhandelt im besten Fall jene Interessen und schafft es innerhalb der neu geschaffenen Produktionsbedingungen Freiräume, möglicherweise autonome Freiräume, zu bewahren. An dieser Schnittstelle diskutieren wir den neuen Institutionsbegriff anhand zahlreicher Beispiele.Born in 1964 in Vienna, Austria, Daniela Zyman is currently chief curator of Thyssen-Bornemisza Art Contemporary in Vienna. She has joined the foundation in 2003 and has been instrumental in shaping T-B A21s exhibition and commissions programs. Between 1995 and 2001, she acted as chief curator at the MAK Austrian Museum of Applied Arts / Contemporary Art in Vienna and was a founding member of the MAK Center for Art and Architecture at the Schindler House in Los Angeles, which she has directed for several years. Between 2000 and 2003, she was artistic director of Künstlerhaus, Wien and A9-forum transeuropa. Zyman has earned her MA in art history at the University of Vienna and her MFA at New Yorks Columbia University. She has read critical theory at the University of Applied Arts for several years and authored numerous essays for catalogs and international magazines.
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